Samstag, Oktober 08, 2005
Griechenland: Tag 5 (Sonntag, 18.9.05 - Agios Prokopios, Naxos, Hellas)
Gastkommentator Daniel über den letzten und aufregendsten Tag auf Naxos:
Während in der fernen Heimat die sozialen Errungenschaften der letzten 120 Jahre abgewählt werden, habe unsere beiden Helden heute weit entfernt von der Reichshauptstadt große Pläne. Cruisen ! (vgl.: in da Gegnd umadum fahrn)
Schon am frühen Morgen holen wir das am Vortag bestellte Auto von der Vermietung.
Lustig: die griechische Ausgabe von Frau Antje kommt doch tatsächlich ganz am Ende der Prozedur auf die ulkige Idee auf meinen Führerschein zu blicken, welchem sie sogleich unter Seufzen entnimmt, dass ich zu jung bin, um versichert zu werden.
Nichtsdestoweniger schiebt sie die Autoschlüssel mit einem schiefen Grinsen über den Tisch (der irgendwie so aussieht als eigne er sich hervorragend um Leute darüber zu ziehen).
Meine besorgte Frage nach dem Versicherungsschutz bedenkt sie mit einem kühlen „Insurance will pay“. Naja, wenn das so ist... Gut, dass ich Markus heute Valium ins Frühstück gemischt habe! Ich höre mich etwas von „no risk, no fun“ brabbeln.
Trotz ihrer Rückenschmerzen zerren wir Frau van der Gyros hinter uns her zur Inspektion des Fahrgerätes, da wir schlechte Erfahrungen haben (siehe auch Betrügerhandbuch Kapitel1, Trick 17->“ das müssen Sie bezahlen!“).
Endlich kann es losgehen. Von Agios Prokopios zielen wir auf Hora um von dort aus nach Apollonas zu fahren. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge stelle ich fest, dass die Straßenverhältnisse bei weitem nicht mehr ganz so abenteuerlich zu sein scheinen, wie sich sie in Erinnerung hatte - eine folgenschwere Fehleinschätzung, wie sich alsbald herausstellen sollte.
Apollolnas. Ein idyllisches Fischerörtchen auf den anderen Seite der Insel. Aber da wir nicht unterwegs sind, um anzukommen, machen wir uns zügig auf den Weg zum ersten Kouros. Hierbei handelt es sich um einen antiken Steinonkel der unmotiviert auf einem Felsen liegt, in dessen Nähe sich einst ein Apollotempel befunden haben soll. Man hat das Gefühl beeindruckt sein zu müssen von dieser historischen Stätte aber die Ehrfurcht will sich nicht so recht einstellen – dafür ist die Aussicht sehr schön.

Dann folgen wir der Straße, die sich immer tiefer ins Hochgebirge schlängelt. Wir nehmen zur Kenntnis, dass der Grieche als solcher wo er geht und steht eine kleine weiße Kapelle zu bauen und ein azurblaues rundes Dach darüber zu zimmern scheint. Wir sehen Gipfel, zu denen zwar nicht einmal ein Trampelpfad führt, auf denen jedoch höhnisch eine Kapelle mit rundem, blauen Dach thront. Wir wünschen den Einheimischen nachhaltig, dass sie dem richtigen Gott huldigen (man bedenke die enorme Verschwendung Falles Irrtum) und setzen unseren Weg in Richtung des Ortes mit den vielen Ous fort, wo wir dem zweiten Kouros einen Besuch abzustatten gedenken. Tapfer quält sich unser kleiner Atos über die Berge, vorbei am Zas, dem höchsten Berg der Ägäis.
Endlich erreichen wir einen Parkplatz (lustigerweise ohne Autos und mit einem Gefälle von 45°, was aber nicht notwendigerweise in einem Zusammenhang stehen muss). Ein Schild weist trotzig in Richtung eines Zitronenheines. ΚΩUPΩΣ. Und kaum 5 Minuten Fußmarsch später liegen wir tatsächlich vor dem stehenden...nein...stehen wir vor dem liegenden Kouros.
Irgendwie ist auch hier nicht der Steinmensch das eigentlich Interessante, sondern das ihn umgebende Tal, dass Heinrich von Kleist als Vorlage für den Locus Amoenus, das perfekte Idyll gedient haben könnte. Der herzzerreißende Schrei eines Esels vermischt sich mit den würzigen Geruch von Kräutern und Ziegenscheiße. Überall wuseln Geckos herum, auf der Suche nach...ja, nach was eigentlich?
In einer merkwürdigen Taverne, die an die griechische Variante des Lebkuchenhauses erinnert, führen wir uns das einzige Objekt, dass es aus dem Imperialismus in diese entlegene Gegend geschafft hat zu Gemüte: Eine Cola.
Coca Cola natürlich!
Als nächstes führt uns unser Weg zum Kastraki, der letzten Bastion der Einsamkeit an europäischen Stränden.
Es ist wirklich schön hier. Kein Mensch weit und breit, der uns in unserem Zwiegespräch mit Sand, den Wellen und den Felsen nervt, weit weg von Angie, Guido und Gerd... Irgendwann bleib I dann durt!
Leider sollte sich der Heimweg etwas unentspannter gestallten, als erwünscht. Zunächst waren wir uns einig, dass wir keine Lust hatten, den riesen Umweg zurück durch die Hauptstadt zu fahren, sondern die einzige geteerte Abkürzung, die es zischen der Südwestküste und Prokopios gibt.
Blöderweise ging aus unserer Karte nicht so genau hervor, wo sich diese ominöse Straße befinden möge. Also fuhren wir auf gut Glück.
Teer.
Unebener Teer.
Teer mit Schlaglöchern.
Teer mit richtig fiesen, achsenbrechenden Schlaglöchern
Schotterpiste.
Uns wurde klar, dass wir uns kaum auf der gewünschten Route befinden konnten. Ein besorgter Blick auf die Karte half auch nicht, da die Dame bei der Autovermietung alle infragekommenden Straßen mit schwarzem Stift mit der Bemerkung hier auf KEINEN FALL fahren, verkritzelt hatte.
Insurance will pay!
Markus and Daniel will pay, I suppose!!!
Weil wir nun aber nicht als schönwetter Abendteuerer dastehen wollten, kam umkehren nicht in Frage. Mit dem Entdeckergeist eines Kolumbus fuhren wir nun also weiter, vorbei an den metertiefen Schlaglöchern im gefährlichen Treibsand, auf dass bald die Straße auftauchen möge, von der wir wissen dass sie uns sicher nach hause führen würde.
Endlich, nach viel Angstschweiß und literweise Adrenalin erreichen wir bekannte Gefilde.
Wir nehmen in einer Taverne am Strand (genau am Strand, im Sand!) Platz und trinken kalten Kaffee (nein, nein, man hat uns ausnahmsweise nicht über´s Ohr gehauen, den hatten wir bestellt) und ich brauche auf die ganze Aufregung erst einmal einen...griechischen Salat (was sonst?).
Den Abend verbringen wir in der Banana-bar. Wir lauschen dem Gedudel der merkwürdig anmutenden aber doch stimmungsfördernden Musikauswahl. Es fließt viel Wein, etliche Cocktails und wir beschließen den Abend in der Gewissheit, Naxos wiedersehen zu müssen (morgen fahren wir nach Mykonos).
Als wir nach Hause kommen, lassen wir uns noch schnell von BBC über den Ausgang der Wahl in Kenntnis setzen.
Mit Entsetzten stellen wir fest, dass wieder erwarten nicht die Pogo-Partei den Bundespunk stellen wird können.
Während in der fernen Heimat die sozialen Errungenschaften der letzten 120 Jahre abgewählt werden, habe unsere beiden Helden heute weit entfernt von der Reichshauptstadt große Pläne. Cruisen ! (vgl.: in da Gegnd umadum fahrn)
Schon am frühen Morgen holen wir das am Vortag bestellte Auto von der Vermietung.
Lustig: die griechische Ausgabe von Frau Antje kommt doch tatsächlich ganz am Ende der Prozedur auf die ulkige Idee auf meinen Führerschein zu blicken, welchem sie sogleich unter Seufzen entnimmt, dass ich zu jung bin, um versichert zu werden.
Nichtsdestoweniger schiebt sie die Autoschlüssel mit einem schiefen Grinsen über den Tisch (der irgendwie so aussieht als eigne er sich hervorragend um Leute darüber zu ziehen).
Meine besorgte Frage nach dem Versicherungsschutz bedenkt sie mit einem kühlen „Insurance will pay“. Naja, wenn das so ist... Gut, dass ich Markus heute Valium ins Frühstück gemischt habe! Ich höre mich etwas von „no risk, no fun“ brabbeln.
Trotz ihrer Rückenschmerzen zerren wir Frau van der Gyros hinter uns her zur Inspektion des Fahrgerätes, da wir schlechte Erfahrungen haben (siehe auch Betrügerhandbuch Kapitel1, Trick 17->“ das müssen Sie bezahlen!“).
Endlich kann es losgehen. Von Agios Prokopios zielen wir auf Hora um von dort aus nach Apollonas zu fahren. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge stelle ich fest, dass die Straßenverhältnisse bei weitem nicht mehr ganz so abenteuerlich zu sein scheinen, wie sich sie in Erinnerung hatte - eine folgenschwere Fehleinschätzung, wie sich alsbald herausstellen sollte.
Apollolnas. Ein idyllisches Fischerörtchen auf den anderen Seite der Insel. Aber da wir nicht unterwegs sind, um anzukommen, machen wir uns zügig auf den Weg zum ersten Kouros. Hierbei handelt es sich um einen antiken Steinonkel der unmotiviert auf einem Felsen liegt, in dessen Nähe sich einst ein Apollotempel befunden haben soll. Man hat das Gefühl beeindruckt sein zu müssen von dieser historischen Stätte aber die Ehrfurcht will sich nicht so recht einstellen – dafür ist die Aussicht sehr schön.

Dann folgen wir der Straße, die sich immer tiefer ins Hochgebirge schlängelt. Wir nehmen zur Kenntnis, dass der Grieche als solcher wo er geht und steht eine kleine weiße Kapelle zu bauen und ein azurblaues rundes Dach darüber zu zimmern scheint. Wir sehen Gipfel, zu denen zwar nicht einmal ein Trampelpfad führt, auf denen jedoch höhnisch eine Kapelle mit rundem, blauen Dach thront. Wir wünschen den Einheimischen nachhaltig, dass sie dem richtigen Gott huldigen (man bedenke die enorme Verschwendung Falles Irrtum) und setzen unseren Weg in Richtung des Ortes mit den vielen Ous fort, wo wir dem zweiten Kouros einen Besuch abzustatten gedenken. Tapfer quält sich unser kleiner Atos über die Berge, vorbei am Zas, dem höchsten Berg der Ägäis.
Endlich erreichen wir einen Parkplatz (lustigerweise ohne Autos und mit einem Gefälle von 45°, was aber nicht notwendigerweise in einem Zusammenhang stehen muss). Ein Schild weist trotzig in Richtung eines Zitronenheines. ΚΩUPΩΣ. Und kaum 5 Minuten Fußmarsch später liegen wir tatsächlich vor dem stehenden...nein...stehen wir vor dem liegenden Kouros.
Irgendwie ist auch hier nicht der Steinmensch das eigentlich Interessante, sondern das ihn umgebende Tal, dass Heinrich von Kleist als Vorlage für den Locus Amoenus, das perfekte Idyll gedient haben könnte. Der herzzerreißende Schrei eines Esels vermischt sich mit den würzigen Geruch von Kräutern und Ziegenscheiße. Überall wuseln Geckos herum, auf der Suche nach...ja, nach was eigentlich?
In einer merkwürdigen Taverne, die an die griechische Variante des Lebkuchenhauses erinnert, führen wir uns das einzige Objekt, dass es aus dem Imperialismus in diese entlegene Gegend geschafft hat zu Gemüte: Eine Cola.
Coca Cola natürlich!
Als nächstes führt uns unser Weg zum Kastraki, der letzten Bastion der Einsamkeit an europäischen Stränden.
Es ist wirklich schön hier. Kein Mensch weit und breit, der uns in unserem Zwiegespräch mit Sand, den Wellen und den Felsen nervt, weit weg von Angie, Guido und Gerd... Irgendwann bleib I dann durt!
Leider sollte sich der Heimweg etwas unentspannter gestallten, als erwünscht. Zunächst waren wir uns einig, dass wir keine Lust hatten, den riesen Umweg zurück durch die Hauptstadt zu fahren, sondern die einzige geteerte Abkürzung, die es zischen der Südwestküste und Prokopios gibt.
Blöderweise ging aus unserer Karte nicht so genau hervor, wo sich diese ominöse Straße befinden möge. Also fuhren wir auf gut Glück.
Teer.
Unebener Teer.
Teer mit Schlaglöchern.
Teer mit richtig fiesen, achsenbrechenden Schlaglöchern
Schotterpiste.
Uns wurde klar, dass wir uns kaum auf der gewünschten Route befinden konnten. Ein besorgter Blick auf die Karte half auch nicht, da die Dame bei der Autovermietung alle infragekommenden Straßen mit schwarzem Stift mit der Bemerkung hier auf KEINEN FALL fahren, verkritzelt hatte.
Insurance will pay!
Markus and Daniel will pay, I suppose!!!
Weil wir nun aber nicht als schönwetter Abendteuerer dastehen wollten, kam umkehren nicht in Frage. Mit dem Entdeckergeist eines Kolumbus fuhren wir nun also weiter, vorbei an den metertiefen Schlaglöchern im gefährlichen Treibsand, auf dass bald die Straße auftauchen möge, von der wir wissen dass sie uns sicher nach hause führen würde.
Endlich, nach viel Angstschweiß und literweise Adrenalin erreichen wir bekannte Gefilde.
Wir nehmen in einer Taverne am Strand (genau am Strand, im Sand!) Platz und trinken kalten Kaffee (nein, nein, man hat uns ausnahmsweise nicht über´s Ohr gehauen, den hatten wir bestellt) und ich brauche auf die ganze Aufregung erst einmal einen...griechischen Salat (was sonst?).
Den Abend verbringen wir in der Banana-bar. Wir lauschen dem Gedudel der merkwürdig anmutenden aber doch stimmungsfördernden Musikauswahl. Es fließt viel Wein, etliche Cocktails und wir beschließen den Abend in der Gewissheit, Naxos wiedersehen zu müssen (morgen fahren wir nach Mykonos).
Als wir nach Hause kommen, lassen wir uns noch schnell von BBC über den Ausgang der Wahl in Kenntnis setzen.
Mit Entsetzten stellen wir fest, dass wieder erwarten nicht die Pogo-Partei den Bundespunk stellen wird können.